Familienreise durch die USA (Teil 5 – Küsten Oregons und Kaliforniens)
Wir sind zwar nun schon über zwei Monate wieder zurück von unserer Familienreise. Trotzdem komme ich aus diversen Gründen erst jetzt dazu, über den letzten Teil unserer 6-wöchigen Camper-Reise zu berichten. Am Schluss dieses Artikels werde ich versuchen, ein paar unserer Erfahrungen zusammenzufassen. Das mag nützlich sein für Leute, die ebenfalls mit dem Camper losziehen wollen. Nach dem Fest der Farben im Yellowstone Nationalpark mussten wir grosse Strecken Richtung Westen zurück legen. Wir wollten den Süden Oregons erkunden und am Schluss der Küste entlang bis nach San Francisco fahren.
Unsere beiden Töchter haben sich unterdessen an die langen Fahrten gewöhnt. Bewährt hat sich eine rutschfeste Matte auf dem Tisch, damit die Bilderbücher, Trinkflaschen, Plüschtiere etc. in der Kurve nicht vom Tisch rutschen. Annika hört gerne Geschichten, Märchen und Hörspiele vom ipod. Ab und zu spielen wir einen Kurzfilm vom Laptop ab. Wir machen natürlich auch genug Pausen, damit die Kinder sich zwischendurch austoben können.
Nach zwei Tagesfahrten wird es touristisch wieder interessant. Bei Bend lohnt sich ein Besuch im Newberry National Volcanic Monument. Im Bild die Newberry Caldera mit den beiden Kraterseen Paulina Lake und East Lake bei Sonnenuntergang vom Paulina Peak aus gesehen.
Wir fanden einen Platz im Paulina Lake Campground, direkt am See gelegen. Perfekt für die Kinder.
Nach dem Plantschen im See will Annika klettern gehen. Wie immer macht ihr die kleinere Schwester alles nach, auch wenn es Selena dann schnell mal zu hoch oder schwierig wird. Aber wie sagt man so schön … Man wächst an den Herausforderungen.
Auch der berühmte Crater Lake im schönen Kaskaden-Gebirge ist vulkanischen Ursprungs. Dank dem sauberen, klaren Wasser ist der knapp 600 Meter tiefe See von intensiv blauer Farbe, was ihn zum perfekten Fotomotiv macht. Die Insel heisst Wizard Island, weil sie etwas an den Hut eines Zauberers erinnert.
Die Rim Road führt um den See und ermöglicht immer wieder tolle Ausblicke, wie hier auf das Phantom Ship.
Am Abend besteigen wir den Watchman Peak, der eine herrliche Aussicht auf den See bietet.
Schliesslich haben wir das Kaskaden-Gebirge durchquert und erreichen bei Bandon die malerische Südküste Oregons.
Hier ist es merklich kühler und sehr windig. Dies hält meine unerschrockenen Frauen jedoch nicht von einem Strandspaziergang ab.
Weil der Wind häufig auch Sand aufwirbelt, wird es den Kleinen aber doch zu viel.
Weiter Richtung Süden bei Port Orford wird die Küste wieder etwas freundlicher.
Die Meyers Creek Beach lädt sogar wieder zum Sändelen ein …
… und weiter südlich lockt eine warme Lagune zum Bade!
Im Samuel H. Boardman State Park finden wir einige der schönsten Küstenabschnitte im Süden Oregons. Oben von der Arch Rock Picnic Area aus fotografiert.
Der Whale Rock bei Sonnenuntergang. Wird sind wieder mal spät dran und finden beim Eindunkeln aber trotzdem noch einen Platz auf einem Campingplatz in Brookings.
Wir fahren über die Grenze nach Kalifornien. An dessen Nordküste sind die häufigen Nebel vom Meer her ideal für das Wachstum der grössten Bäume der Welt, den Küsten-Redwoods.
Die Redwoods an der Küste (sequoia sempervirens) leben zwar nicht unendlich, wie der wissenschaftliche Name suggeriert, aber können immerhin bis 2000 Jahre alt werden. Die höchsten Exemplare erreichen rund 115 Meter und sind damit die höchsten Bäume der Welt.
Die Redwoods sind in zahlreichen State Parks unter Schutz gestellt. Im Jedediah Smith Redwoods State Park lockt aber erst einmal das herrlich klare und warme Wasser des Smith Rivers zum Baden und Schwimmen.
Am nächsten Tag nehmen wir uns im Prairie Creek Redwoods State Park eine grosse Wanderung vor. Über den James Irvine Trail gehen wir die über 7 km zum Fern Canyon an der Küste. Die Baum-Riesen laden immer wieder zum Staunen ein …
und zwischendurch gibt es wie überall in der Natur tolle Spielmöglichkeiten.
Im Fern Canyon wurden seinerzeit auch Szenen des Films Jurassic Parc gedreht. Wirklich ein schöner Ort.
Wir gehen denselben Weg zurück. Nach total rund 10 Kilometern sinkt die Motivation bei den Kindern langsam. Wir halten sie mit Geschichten, Versteckis und nicht zuletzt Gummibärchen bei der Stange und meistern so die verbleibenden 5 Kilometer zusammen durch diesen Märchenwald.
Die Küsten-Redwoods wachsen häufig nahe beisammen, da sie sich oft auch über Schösslinge fortpflanzen. So bilden sich eindrückliche Gebilde aus Baumstämmen, die etwas an Burgen erinnern.
Ausgeruht nach dem strengen Wandertag stärken wir uns am Morgen wieder für weitere Unternehmungen.
An der Big Lagoon verweilen wir spontan.
Mittagessen im legendären Samoa Cook House bei Eureka. Hier isst man währschaft und günstig. Alles wird im Hause selber hergestellt und gekocht, wie früher, als hier noch Holzfäller ein und aus gingen. Es gibt jeweils nur ein bestimmtes Menu, dafür darf man soviel nachbestellen, wie man will.
Im Humboldt Redwoods State Park gibt es zahlreiche Kurz-Wanderwege durch die schönsten Redwoods-Wälder. Wandern mögen die Kinder heute nicht mehr so. Aber der Wald bietet auch genug andere Erkundungsmöglichkeiten.
Die Avenue of the Giants führt eindrücklich zwischen alten Redwoods-Beständen hindurch. Tanja muss als Fahrerin unseres Campers immer auch an den grossen Aufbau denken und nimmt etwas Abstand von den Bäumen!
Bald erreichen wir über die Golden Gate Brücke unser Ziel San Francisco. Hier geben wir unseren Camper zurück und erkunden die Stadt noch während ein paar Tagen von einem Hotel aus.
Am 9. Juli 2015 feiern wir mit Annika ihren 5. Geburtstag. Zunächst besuchen wir am Hyde Pier ein paar historische Schiffe. Vor allem die Balclutha im Hintergrund lohnt sich zu besuchen. Ein Highlight auch für Kinder!
Im aufwändig aufgemachten Rainforest Café essen wir dann am Mittag. Die Reize werden hier regelrecht überflutet. Was am Anfang noch toll scheint, sättigt sehr bald: Die vielen Geräusche, sich bewegende Tiere, Blitze und Donner …
… und das Essen, mit einem Birthday-Cupcake on the house.
Annika wünscht sich danach noch einen Besuch im Aquarium of the Bay am Pier 39. Toll gemacht bietet es viel zum Staunen für die Kinder, sogar einen Touch-Pool, wo Rochen und Seesterne berührt werden können.
San Francisco hat viel zu bieten, für Gross und Klein. Doch nach 6 Wochen Reise hält sich die Neugier in Grenzen. Vor allem auch bei den Kindern macht sich eine gewisse Sättigung bemerkbar. Annika redet oft von ihren Freundinnen zu Hause und äussert immer häufiger den Wunsch, zu ihnen zurück zu kehren. Diesem Wunsch können wir entsprechen und fliegen planmässig am 10. Juli 2015 zurück in die Schweiz.
Persönliche Empfehlungen für eine Familienreise mit dem Camper
- Das Wohnmobil generell bietet zahlreiche Vorteile, wenn man mit kleinen Kindern unterwegs ist. Man hat alles dabei und stets verfügbar: Die Toilette, wenn mal ein Kind dringend muss. Die Dusche, wenn im Salzwasser gebadet oder im Sand gespielt wurde. Der Kühlschrank und der Kochherd, wenn der akute Hunger plagt. Das Bett, wenn die Kinder todmüde sind. Solange die Kinder selber nicht gross helfen können beim Kochen, Packen oder Zelt aufbauen, ist ein solches fahrendes Schneckenhaus vor allem auf einer längeren Reise eine grosse Erleichterung. Hinzu kommt, dass Campingplätze in den USA auf Wohnmobile ausgerichtet sind. Wenn man mit Auto und Zelt unterwegs ist, muss man daher auch die gesamte Kochausrüstung mitführen, da es auf Campingplätzen keine Küchen und oft auch keine sonstigen Verpflegungsmöglichkeiten gibt. Trotzdem, mit älteren Kindern würde ich wahrscheinlich die Option Auto und Zelt wählen. Man ist damit schneller, sparsamer und wendiger unterwegs.
- Die Grösse des Wohnmobils spielt eine grössere Rolle, als wir angenommen haben. Mit unserem 30-Fuss-Kahn waren wir nicht nur besonders träge und langsam unterwegs. Ein grosses Wohnmobil ist auch schwieriger zu manövrieren und – das ist der Hauptnachteil – es können nicht alle Strassen befahren werden. Mehrmals waren uns Aussichtspunkte oder Zufahrten zu Parks verwehrt, weil unser Camper länger als 25 oder 27 Fuss war. Hier würde ich nächstes Mal eher eine kleinere Grösse mieten. Allerdings sind die kleinen und mittleren Klassen auch die, welche am schnellsten ausgebucht sind.
- Die Miete eines Wohnmobils ist relativ gut organisiert. Wer sich allerdings erst ein halbes Jahr vor der Abreise umschaut, ist etwas spät dran. Die Sache also lieber früher angehen. Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit dem übersichtlichen und transparenten Online-Vergleich von CU Camper. Cruise America ist zwar der grösste Anbieter mit den meisten Fahrzeugen, aber nicht der beste. Wir knackten mit unserem Fahrzeug die 100’000-Meilen-Marke und es hatte diverse Mängel. Da lohnt es sich, etwas Werkzeug, Schrauben, Klebband etc. dabeizuhaben für kleine Reparaturen. Den besten Eindruck machte uns Road Bear RV (meine Schwester war mit ihrer Familie damit unterwegs): Neue Fahrzeuge, guter und pünktlicher Service, Hol- und Bringecke bei der Vermietung und das alles fast zum gleichen Preis. Kindersitze können selten dazu gebucht werden. Entweder findet sich zufällig ein Sitz in der Hol- und Bringecke des Vermieters, oder es kann günstig auch einer im Supermarkt gekauft werden. Wir bestellten zwei Sitze bei Walmart per Internet (je 50 $) und liessen sie an die Vermietstation ausliefern, wo wir unseren Camper in Empfang nahmen. Navigationsgerät nahmen wir unser eigenes mit und luden zuhause einfach die USA-Karte für 50$ drauf. War sehr hilfreich!
- Viele Campingplätze sind schon Monate voraus ausgebucht, vor allem in gut besuchten Nationalparks. Kein Grund zum Verzweifeln. Wir haben keinen einzigen Platz vorausgebucht und sind trotzdem immer gut untergekommen. Vielfach kann man den Reiseverlauf auch gar noch nicht so genau planen oder möchte sich noch nicht zu sehr festlegen. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit der App All Stays. Damit findet man interaktiv auf einer Karte sämtliche Campingplätze und deren wichtigste Merkmale. Es sind auch diverse Zubehörläden für Ersatzteile aufgelistet, oder die Walmart-Supermärkte, bei denen die Übernachtung auf dem Parkplatz erlaubt ist oder eben nicht. Weitere Apps wie Good Sam Camping oder KOA (Campgrounds of America) bieten ergänzende Informationen. In vielen Nationalparks gibt es auch Plätze, die nicht im voraus gebucht werden können. Diese first come first serve-Plätze haben uns zeitweise gerettet und ermöglichten ein spontanes Weiterkommen. Unter Umständen lohnt sich eine lokale Sim-Karte, um bei Campingplätzen vorher anzurufen.
- Weitere Tipps für das Reisen in den USA – speziell auch mit dem Wohnmobil – finden sich viele im Internet. Zum Beispiel lohnt es sich vor der Reise über spezielle Verkehrsregeln nachzulesen. Auch über Themen wie Tanken, Umgang mit Polizei, Verhalten bei Unfällen, Regeln im Umgang mit Alkohol sollten Sie sich vorher informieren, damit Sie gut vorbereitet sind. Dazu empfehle ich das USA-Reise-Portal USA-Reisetipps.
Hi Dominique, deine Reiseberichte und vor allem diese super Bilder sind faszinierend.
Fernweh wird geweckt bei mir, allerdings für in die Gegenrichtung.
Solche Fotodokumentationen kommen fast einem weiteren Erleben gleich, was mit zunehmendem Alter immer bedeutender wird.
Besten Dank für das „Miterleben“, verbunden mit einem Motivationsschub für weitere eigene Unternehmungen.
Herzliche Grüsse vom Sigi.
Hoi Markus. Es freut mich, dass dir meine Reiseberichte und – Bilder gefallen und dich zu eigenen Reisen motivieren. Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg bei deinen nächsten Unternehmungen! Selamat Jalan! Dominique
Hi Dominique
Schade, dass die Reise schon wieder zu Ende ist! Du hast super schöne Bilder gemacht und hast es verstanden „zwischen den Zeilen“ Wissen zu vermitteln. Ganz elegant!
Danke und herzliche Grüsse
Johannes
Danke, Johannes! Ebenfalls alles Gute und allzeit gutes Foto-Licht!
Dominique