Eine Woche Weltklasse-Tauchen in Papua (Indonesien)
Nach dem Abenteuer in den Bergen Papuas bleibt Andi, Kaspar und mir noch eine gute Woche, um die berühmten Raja Ampat Inseln zu erkunden. Diese über 1500 (!) meist sehr kleinen Inseln beherbergen die grösste marine Biodiversität der Welt. Auch landschaftlich sehr reizvoll, stehen sie schon viele Jahre auf meiner Reisewunschliste. Während man früher noch auf Tauchschiffe angewiesen war, gibt es unterdessen viele – auch erschwingliche – Möglichkeiten auf einzelnen Inseln selber zu logieren und zu tauchen.
Von Jayapura aus fliegen wir in rund zwei Stunden nach Sorong, am westlichen Ende der Insel Papua. Dort steigen wir in die 2-Uhr-Fähre und schaffen es zwei Stunden später in Waisai noch auf ein Motorboot, welches uns mit ein paar anderen Touristen und etwas Nahrungsmittel-Nachschub nach Kri bringt.
Die Bootsfahrt dauert rund eine halbe Stunde. Die Insel Kri ist die östliche und kleinere der beiden Mansuar-Inseln, welche sich im Bild oben überlappen.
Da wir ja keine Ahnung hatten, wann wir aus den Bergen Papuas zurück sein würden, haben wir auch keine Unterkunft reserviert. Das Internet in Jayapura war ausserdem so schlecht, dass wir uns vor Ort ein Bild machen. Wir entscheiden uns für das Mambreton Homestay, einem Familienbetrieb mit etwa 10 Bungalows, welcher von Thina mit viel Engagement geführt wird. Da es auf der Veranda nur Platz für zwei Hängematten hat, müssen wir jeweils kurz auslosen, wer von uns dreien sie nutzen darf.
Der erste Tag auf der Insel ist ein Sonntag. Die christliche Bevölkerung ruht an diesem Tag und schränkt Aktivitäten auf ein Minimum ein. So können wir heute noch nicht tauchen gehen. Stattdessen gehen wir Schnorcheln und Baden. Immerhin werden wir trotz Ruhetag dreimal täglich im Ess-Haus (rechts im Bild) fürstlich verpflegt. Das Essen ist wie überall hier bereits im Übernachtungs-Tarif inbegriffen.
Wir nutzen den Tag und sehen uns etwas um auf der Insel. Dieser Aussichtspunkt ist nur 20 Minuten von unserem Homestay entfernt. Von hier kann man den westlichen Teil der Insel Kri überblicken und dahinter die Insel Mansuar mit dem Dorf Yenbuba.
Etwa 10-Gehminuten von unserem Homestay entfernt, beim langen Kri-Jetty, finden wir auch diejenige Tauchbasis, welche uns auf Anhieb am meisten überzeugt: Yenkoranu. Wir vereinbaren die ersten Tauchgänge bereits auf den nächsten Tag. Internet-Verbindung gibts auf der Insel nur, wenn das eigene Handy mit einer lokalen Sim-Card bestückt ist.
Kaspar hat erst kurz vor der Reise noch den Tauchschein im kalten und dunklen Zürichsee gemacht, damit er gleich von Beginn an mit uns tauchen kann. Was für ein Kontrast, schon Wochen später in den konstant 30-grädigen Gewässern mit guten Sichtweiten abzutauchen … und erst noch an einem der besten Tauchplätze der Welt.
Die Formen und Farben hier sind einfach überwältigend. Im Bild eine Weichkoralle.
Schon am dritten Tag nutzen wir die Gelegenheit und fahren mit einer Gruppe zu den landschaftlich sehr schönen Fam-Inseln. Hier auf Painemo gibt es einen wunderschönen Aussichtspunkt, aber auch die bekannten Tauchplätze Melissa’s Garden und Fam Wall.
Andi und ich tauchen mit Canon Powershot Pocket-Kameras in einem Unterwassergehäuse. Damit können wir via Glasfaserkabel einen externen INON-Blitz ansteuern. Ein starker Blitz verbessert die Ergebnisse der Unterwasserfotografie wesentlich. Das künstliche Licht hellt auf und sorgt für echte Farben, da ja die Rot-Anteile bereits ab wenigen Metern unter Wasser langsam verschwinden. Der Blitz ist an einem beweglichen Arm und kann so ausgerichtet werden, dass das Licht von der Seite einfällt. Dies verhindert, dass Partikel im Wasser von vorne angeblitzt werden und ein Schneeflocken-Effekt entsteht. Um die Ausrichtung zu vereinfachen, verfügt der Blitz über ein rotes Einstell-Licht. Vielen Dank Andi für die 20 deiner Bilder, die ich in diesem Blog verwenden darf!
Clownfische gehören zu den Anemonenfischen. Sie leben in enger Symbiose mit Seeanemonen. Dabei leben die einzelnen Arten nur mit bestimmten Arten von Symbioseanemonen zusammen. Die Anemonen bieten den Clownfischen, die alle schlechte Schwimmer sind, Schutz vor Raubfischen. Aber auch die Anemonenfische schützen ihre Symbiosepartner vor Fressfeinden! Die Anemonen würden ohne Fische schnell aufgefressen werden.
Clownfische, hier mit Jungen, ernähren sich von Zooplankton und Algen. Die Exkremente wiederum liefern der Anemone wichtige Nährstoffe und Spurenelemente für deren Wachstum.
Mich faszinieren auch die Muster, die sich beim näheren Hinschauen offenbaren. Oben eine Weichkoralle, unten eine Hartkoralle.
Eine der knapp 700 Schneckentierarten, die in Raja Ampat vorkommen: Die Nacktkiemer (Nudibranch) ernähren sich von Schwämmen und Stein- oder Weichkorallen. Das Kiemengebilde (Cerata) auf dem Rücken vergrössert die Hautoberfläche zur Atmung.
Der Tauchspot Blue Magic wird seinem Namen schon beim ersten Tauchgang gerecht. Hier rauschen Manta-Rochen mit rund drei Metern Spannweite an uns vorbei.
Die Sichtung von Riffhaien gehört hier auch zur Tagesordnung. Ich bewundere diese majestätischen Tiere immer wieder aufs Neue. Leider werden Haie weltweit immer noch in grosser Zahl dezimiert wegen der Haifisch-Flosse, welche in Vietnam und China immer noch als prestigeträchtige Delikatesse vermarktet wird. Wie viele andere Haiarten ist auch dieser Schwarzspitzen-Riffhai (Blacktip Reefshark) für den Menschen ungefährlich, wenn er nicht provoziert wird. Die Angst vor Haien, die viele Menschen haben, ist leider durch Hollywood kultiviert worden und ist in den allermeisten Fällen unbegründet. Es sterben heute mehr Leute wegen eines Selfies als wegen einer Hai-Attacke, die ja meist versehentlich geschieht (Verwechslung mit Beutetier).
Meeresschildkröten ernähren sich von Kopffüssern (Tintenfischen), Krebsen und Quallen, die sie bei ihren langen Tauchgängen jagen, aber auch von Pflanzen (v.a. zunehmend im Alter).
Nach oftmals zwei Tauchgängen am Morgen kehren wir zu unserem Homestay zurück zum Mittagessen. Der Strand lädt zum Bad ein.
Eine kleine Siesta mit einem Buch auf der beliebten Hängematte. Wer am Nachmittag nicht tauchen gehen will, kann sich auf der Insel selbst gut verweilen.
Bei Ebbe werden am Westende von Kri ausgedehnte Sandbänke begehbar.
Von hier ist es sogar möglich, bei Ebbe zu Fuss zur Insel Mansuar zu waten.
Weitere Tauchgänge folgen. Mit der Zeit erkennen wir auch die besser getarnten Fische wie hier ein Steinfish. Achtung: Die Rückflosse und die Stacheln an der Seite können ein starkes, tödliches Nervengift absondern.
Ein ebenfalls gut getarnter Braunkopf-Plattkopf (in englisch zutreffender: crocodile fish). Die feinen Hautpapillen über den Augen verbessern die Tarnung.
Die Orangutan-Krabbe (orangutan crab) tarnt sich mit orange-braunroten Haaren, die einen Algenteppich vortäuschen. Damit ähnelt sie einem Orangutan. Sie lebt mit Vorliebe auf der Blasenkoralle (bubble coral).
Der Wobbegong oder Teppichhai gehört zur „Must see“-Liste auf Raja Ampat. Tagsüber liegt er meist inaktiv unter Vorsprüngen oder zwischen Korallen am Boden. Mit seinen Barteln ums Maul (Barteln sind Hautlappen, die als Tast- und Geschmacksorgane dienen) lauert er seiner Beute auf. Das sind Wirbellose (z.B. Krebse, Tintenfische) oder auch Rochen und Fische, die sich vor allem am Boden aufhalten. Berührt ein Tier die Barteln des Wobbegongs, so schnellt das riesige Maul auf und das Tier wird durch den dabei entstehenden Unterdruck in das Maul gesaugt. Nachts jagen die Haie auch aktiv, indem sie flach nahe dem Meeresboden schwimmen und aufgescheuchte Beutetiere fangen.
Der Leaffish sieht aus wie ein Blatt. Danke Jerome!
Raja Ampat soll rund Dreiviertel aller Korallenarten der Welt beherbergen …
… und über 1500 Fischarten. Viele davon, wie hier der bluestriped Snapper, bilden grosse Schwärme, mit ab und zu einem Querschläger :-). Ein Fischschwarm ist zwar für potentielle Raubfische besser sichtbar und ermuntert zu Angriffen. Trotzdem ist für den einzelnen Fisch die Wahrscheinlichkeit grösser, einen Angriff in einem Schwarm zu überstehen, da ein Räuber nur eine begrenzte Zahl von Fischen im Auge behalten und schliesslich fressen kann.
Das Sardine Reef ist bekannt für seine grossen Fischschwärme. Ein sensationeller Tauchspot. Allerdings gibt es dort keine Sardinen … der Namensgeber hatte sich damals getäuscht.
Während junge Barrakudas noch Schwärme bilden, leben sie im späteren Alter als Einzelgänger. Korallenriffe haben als Kinderstuben vieler Fischarten eine grosse Bedeutung.
Diese Süsslippen (Sweetlips) dünken mich besonders neugierig und ohne Scheu. Ich kann wirklich sagen, dass ich auf meinen bisher über 100 Tauchgängen noch nie so viele Fische so nah und auf einmal gesehen habe wie hier auf dem Sardine Reef.
Die Riesenmuräne (Giant Moray) kann bis 3 Meter lang werden und bewohnt Spalten und kleine Höhlen im Korallenriff. Der aalartige Fisch geht eher nachts auf Jagd. Das regelmässige Öffnen und Schliessen des Mauls wirkt bedrohlich, dient aber nur der Atmung und ist keine Drohgebärde. Trotzdem sollte man Muränen wie alle Tiere nicht provozieren, denn Muränenbisse sind sehr schmerzhaft, neigen zu Infektionen und verheilen deshalb schlecht.
Stachelrochen (hier blue-spotted stingrays) gehören wie Haie zu den Knorpelfischen. Ihr Stachel am Schwanzende ist giftig und man sollte sich deshalb vor dem Baden und Waten auf Sandbänken immer versichern, dass sich kein Stachelrochen im Sand vergraben hat. Weil ihr Maul auf der Unterseite ist, können Stachelrochen ihre Beute nicht sehen. Wie Haie besitzen sie deshalb Elektrosensoren (Lorenzinische Ampullen), mit denen sie elektrische Felder wahrnehmen können, welche andere Lebewesen durch Herzschlag, Muskelbewegungen oder Hirnströme generieren.
Batavia-Fledermausfische (Batavia Batfish) sind besonders neugierig. Sie schwimmen Tauchern sogar nach. Sie sollen manchmal sogar an Ausrüstung und Finger knabbern oder die von Tauchern aufsteigende Luftblasen schnappen, aber Fledermausfische fressen eigentlich vor allem Würmer, Krabben und Quallen.
Ich liebe Tauchgänge in der Nacht. Da Andi die Divemaster-Lizenz besitzt, können wir mit ihm alleine d.h. ohne Tauchguide abtauchen. Taschenlampen haben wir selbst mitgenommen, da diese in solchen Ländern wie auch hier Mangelware sind.
Der Kri-Jetty bei den Yenkoranu-Divers ist der perfekte Ausgangspunkt für unsere Nachttauchgänge.
An den Nachttauchgängen mag ich besonders die geheimnisvolle Stimmung und die echten Farben im Schein der Taschenlampe.
Viele Tiere sind nachtaktiv. So auch die Spannerkrabbe (red frog crab oder spanner crab). Tagsüber verstecken sie sich oft im Sand.
Die Decorator Crab schmückt sich mit allerlei totem und lebenden Material auf dem Rücken und kann sich so sehr wirksam vor Fressfeinden tarnen.
Diese Garnele (vir philippensis oder bubble coral shrimp) lebt häufig auf der Blasenkoralle und wird maximal 1.5 cm gross.
Feuerfische (lionfish) besitzen giftige Brust- und Rückenflossen-Stacheln, die auch zur Tarnung beitragen. Sie sind allerdings nicht überall gern gesehen und wurden beispielsweise vom Indischen Ozean via Suezkanal ins Mittelmeer eingeschleppt. Wegen steigender Wassertemperaturen im Mittelmeer fühlen sie sich dort immer wohler. Sie ernähren sich von Fisch und Krustentieren und bringen das ökologische Gleichgewicht im Mittelmeer durcheinander.
Der pink anemonefish. Danke Conny!
Nach den Tauchgängen werden die Erlebnisse des Tages ausgetauscht. Es gibt hier sogar einen Kühlschrank mit kühlem Bier, was mich allerdings nicht interessiert, da ich kein Bier mag. Trotzdem geniesse ich den letzten Abend auf Kri nochmals besonders.
Andi, ich und Kaspar, auch am Mittag vor der Abreise gut gelaunt und zufrieden.
Nach gut einer Woche verlassen wir die Insel wieder. Natürlich mit etwas Wehmut, aber auch überaus glücklich und reich an neuen Eindrücken. Wir wissen das Privileg sehr zu schätzen, einen solch paradiesischen Ort auf dieser Welt besucht haben zu können.
Ein paar Tauchtipps für Raja Ampat
- Informationen: Diese mit Abstand beste und informativste Website von Raja Ampat eignet sich sehr gut zur Reisevorbereitung: Stayrajaampat.com. Eine Übernachtung mit Vollpension im Zweier- oder Dreierzimmer kostet in den gängigen Homestays rund CHF 25.– bis 30.– pro Person.
- Tauchbasis auf der Insel Kri: Wir haben der Tauchbasis Yenkoranu gegenüber den Wobbegong Divers (Koranu Fyak) den Vorzug gegeben und gute Erfahrungen gemacht. Ein Tauchgang kostet mit Ausrüstung rund CHF 4o.–.
- Taucherfahrung: Auf Raja Ampat muss immer wieder mit Strömungen gerechnet werden. Etwas Taucherfahrung ist daher sicher gut. In der Gruppe wird ausserdem häufig über 18 Meter abgetaucht, sodass sich ein Advanced Open Water Zertifikat als hilfreich erweist. Dies kann auch vor Ort in einem zweitägigen Kurs erlangt werden.
- Ohrenentzündung: Wir haben gehört, dass in den biologisch sehr vielfältigen Gewässern um Raja Ampat häufiger Ohrenentzündungen entstehen als anderswo. So trafen wir in unserem Homestay auf eine Gruppe von vier Franzosen, welche nach ein paar Tagen ihre Tauschiff-Safari abbrechen mussten, weil alle an beiden Ohren an Entzündungen litten. Da ich selber sehr empfänglich für Ohrenentzündungen bin, war ich besonders vorsichtig: Ich schmierte meine Gehörgänge immer abends vor dem Schlafen mit Vaseline ein, damit die Haut möglichst geschmeidig und widerstandsfähig blieb. Und nach jedem Tauchgang spülte ich beide Ohren mehrmals mit Essigwasser (stark verdünnt). Das saure Milieu soll Bakterien abtöten. Mit dieser Strategie blieb ich 6 Tauchtage in Reihe ohne Ohrenentzündung. Mein persönlicher Rekord.
Schön, dass ich durch Deine fotos diese farbige Unterwasserwelt mit erleben kann!
Mensch Dominque was für eine Ehre! Wir freuen uns sehr, das es ein paar unserer Bilder in Deinen Blog geschafft haben ;-). Deine Blogs über Papua und Raja sind wirklich toll und sehr gelungen. Und es war ein rießiger Spaß Dich sowie Kasper und Andi kennenlernen zu dürfen. Ohne Euch wäre es nur halb so toll gewesen. Bei den Bildern von Papua kann ich ja nur den Kopf schütteln – Ihr Verrückten! Ach ja, ich hab mir eine Unterwasser Kamera bestellt…jetzt mache ich auch ernst (Canon EOS 7D Mark II mit Nauticam Gehäuse und 2 S&S Strobes). Da gibt es jetzt dann viel zu lernen! Sag den Jungs bitte auch ganz liebe Grüße von uns und alles Gute für Dich. Conny & Jerome
Danke Conny. Da machst du wirklich Ernst mit der Fotografie! Ich wünsche dir gutes Gelingen und weiterhin viel Spass auf deinen Reisen!
Was für ein Privileg diese sagenhaft schönen Bilder aus einer anderen Welt anschauen zu können. Bilder wie diese machen einmal mehr bewusst, wie wunderschön und schützenswert unser Planet ist. Thanks for sharing!!! Lieber Gruss Nicole
hoi Dodo, immer wieder schaue ich mir diese Bilder an und staune über Gottes Kreativität.Dank eurem Mut dürfen wir beinah hautnah eurer sagenhaften Reise folgen. Vielen herzlichen dank und weiterhin Gottes reichen Segen. Drück dich Verena