Personen sind häufig fotografierte Motive. Klar, jeder möchte seine Liebsten im besten Licht fotografieren. Ich stelle jedoch fest, dass die wenigsten wissen, auf was sie dabei achten müssen. Entsprechend enttäuschend sind meist die Resultate. Folgende Tipps sollen etwas Licht ins Dunkle bringen.
Das obige Porträt entstand um die Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein. Um den harten Schlagschatten unter freiem Himmel auszuweichen, fotografierte ich im Schatten unter einem Vordach. Die gegenüberliegende Wand war von der Sonne angestrahlt und leuchtete die Szene mit wunderbar weichem Licht aus (75mm, 1/100 Sek., f 4.8, ISO 200). Weiches Licht an einem bewölkten Tag oder im Schatten eines Hauses ist ideal, um Menschen zu porträtieren. Die Gesichtszüge werden dadurch sehr natürlich und ohne störende Schatten dargestellt. Direktes Sonnenlicht hingegen blendet die fotografierte Person oft und führt zu unruhigen, schweren Schatten, die ausserdem die Verständlichkeit des Bildes herabsetzen. Durch Aufhellung von schweren Schatten mit einem sanften Aufhellblitz (siehe unten) oder einem Aufheller in Form eines weissen Kartons, Tuchs oder Reflektors lassen sich unschöne Schatten teilweise beseitigen. Doch Vorsicht: Vermeiden Sie ein Zuviel an Kontrastreduktion, die zu einer flachen und langweiligen Bildwirkung führen könnte.
Mit Gegenlicht zu spannenden Porträts
Besonders spannend ist eine Porträtaufnahme im Gegenlicht. Das Gesicht bleibt dabei relativ dunkel, während sich um das Motiv ein heller Lichtkranz bildet. Dieser hohe Kontrast zwischen Motiv und Hintergrund macht genau den besonderen Reiz des Gegenlichts aus. In den Haaren, an der Schulter- und Armpartie scheint das Licht die Person regelrecht zu umarmen. Je nach Härte und Helligkeit der Lichtquelle fallen einzelne Lichtstrahlen nach vorne oder lassen ein Modell teilweise mit dem Hintergrund verschwimmen. Das Bild bekommt dadurch eine leuchtende, dynamische bis hin zu einer leichten, fast schwebenden Wirkung. Darüber hinaus entstehen keine störenden Schatten im Gesicht. Damit bietet sich eine Gegenlichtführung besonders bei Outdoor-Porträts im direkten Gegenlicht an. Die Person wird nicht von der Sonne geblendet und der Gesichtsausdruck ist entsprechend entspannt. Allerdings sind bei Gegenlicht hohe Kontraste zu bewältigen. Bei einem korrekt belichteten Gesicht frisst meist der Hintergrund aus, während bei richtig belichtetem Hintergrund die Person nur noch als Silhouette auf dem Foto zu erkennen ist. Erstere Variante ist dabei sicher eher zu empfehlen. Messen Sie dazu das Gesicht mittels Spotmessung an. Durch einen engen Bildausschnitt, der vielleicht noch einen leichten Lichtschein in den Haaren einfängt können Sie zudem die überstrahlten Bildflächen beschneiden. Manchmal gelingt es auch, einen dunklen Hintergrund eines Gebäudeschattens oder ähnlich einzubeziehen, z.B. wenn die Sonne leicht erhöht hinter dem Motiv steht. Perfekt, um den Lichtsaum in den Haaren leuchten zu lassen. Siehe folgendes Motiv (200mm, 1/800 Sek., f 3.5, ISO 200).
Eine weitere Möglichkeit für ein Gegenlicht-Porträt ist, den Kontrast zwischen Hintergrund und Motiv zu reduzieren, indem Sie das Gesicht gezielt aufhellen. Dies gelingt Ihnen mittels eines faltbaren Aufhellers (weisse Fläche), den Sie seitlich oder unterhalb der Kamera schräg auf das Modell richten, oder durch einen passend geregelten Aufhellblitz (siehe unten).
Menschenfotos bei wenig Licht
Es gibt häufig Situationen, da reicht das Umgebungslicht kaum mehr für ein scharfes Foto. Wir haben nun die Möglichkeit, die ISO-Zahl der Kamera zu erhöhen, allerdings wird dabei je nach Grösse des Kamerasensors schnell ein Bildrauschen sichtbar. Trotzdem sind solche Fotos meist stimmungsvoller als wenn wir einen Blitz als Hauptlichtquelle einsetzen würden (Stichwort „absaufender Hintergrund“). Bei knappem Licht können wir ausserdem ein Weitwinkelobjektiv einsetzen, um die Bewegungsunschärfe und die Verwacklungsgefahr zu verringern. Letztere lässt sich natürlich auch mit einem Anti- Schüttel-Mechanismus oder einem Stativ reduzieren. Folgendes Gruppenporträt wurde mit dem Stativ festgehalten (16mm Fisheye, 1/10 Sek., f 5, ISO 4000).
Aufhellen
Harte Schlagschatten bei Sonnenschein lassen sich mit einem Reflektor oder einem Blitz mildern. Deshalb habe ich auf Reisen meist einen externen Blitz dabei. Da dieser wesentlich stärker ist als der eingebaute kleine Blitz, kommt er auch gegen die Sonne an, wie folgendes Bild zeigt (27mm, 1/250 Sek., f 13, ISO 200).
Beim Einsatz von Blitzgeräten achte ich jedoch sehr darauf, die Lichtstimmung der Situation nicht zu zerstören. Das heisst ich stelle die Belichtung so ein, dass das Umgebungslicht etwa eine Blende zu dunkel ist. Den Blitz regle ich dann ebenfalls leicht herunter (z.B. -2/3), um ihn nicht zu dominant werden zu lassen. Dabei passe ich die Lichtfarbe des Blitzes mit aufgesetzten Farbfiltern häufig dem Umgebungslicht an. Bei Glühlampenlicht oder am Lagerfeuer z.B. mittels der gelb-orangen Folie. Der Effekt ist dann gelungen, wenn der Blitz auf dem Bild fast nicht bemerkt wird. Bei folgender Szene kommt das Hauptlicht von rechts (vom Tor des Tempels). Von rechts oben leuchtet zusätzlich eine Spotlampe mit gelblichem Licht, welche zusätzlich Stimmung erzeugt. Insgesamt herrschte wenig Licht. Deshalb stellte ich im manuellen Modus eine lange Verschlusszeit und eine hohe ISO-Zahl ein. Dank dem fein dosierten Blitzeinsatz konnte diese Gegenlicht-Situation gemeistert werden (25mm, 1/4 Sek., f 5.6, ISO 6400).
Blitz als Hauptlicht
Ist der Blitz die alleinige Lichtquelle, kommt man um externe Blitzgeräte nicht mehr herum. Bei ihnen kann der Kopf meist geschwenkt werden um indirekt z.B. über die helle Decke oder eine Wand zu blitzen. Dies wirkt meist viel natürlicher als das herkömmliche frontale Anblitzen. Ausserdem werden so rote Augen und Schlagschatten an Wänden vermieden. Und was die wenigsten Anwender wissen: Die meisten Kameras können mit dem internen Blitz sogar einen entfesselten – also von der Kamera abgenommenen – externen Blitz kabellos auslösen. Dann haben wir schon zwei Lichtquellen, nämlich der eingebaute Blitz der Kamera und der entfesselte Blitz, den man irgendwo hinlegen kann oder auf ein Stativ schraubt. Die Stärke der einzelnen Blitze lässt sich an der Kamera regeln. Ich lasse meist den seitlichen Blitz als Hauptlicht ohne Korrektur, während ich den Kamerablitz etwa mit -2 Blenden runter regle, sodass er immerhin noch die Schatten des seitlichen Lichtes aufhellen vermag. Bei folgendem Porträt kam neben dem Hauptlicht von rechts zusätzlich ein Streiflicht von links hinten und ein Haarlicht von oben zum Einsatz (70mm, 1/250 Sek., f 4.5, ISO 200).
Falls Sie noch kein externes Blitzgerät haben, kann ich Ihnen ein solches nur empfehlen. Richtig eingesetzt sind Blitzgeräte nämlich ein unverzichtbares Hilfsmittel. Sie erweitern unseren fotografischen Spielraum wesentlich und unterstützen uns im Bestreben, unsere fotografierten Personen im besten Licht zu zeigen.
Aber … der gezielte Einsatz von Blitzgeräten ist nicht so einfach und erfordert etwas Übung. Deshalb empfehle ich Ihnen, Ihre Geräte mit geduldigen Modellen auszuprobieren, damit Sie die Technik im Griff haben, wenn es drauf ankommt. 🙂
Allenfalls könnte auch ein Blitzkurs sinnvoll sein. Es wäre mir eine grosse Freude, Ihnen die wichtigsten Tricks und Kniffs innerhalb eines Tages näher zu bringen.
Hallo Dodo
Schön dass man auch auf der anderen Seite der Welt über deine Fotokünste lesen und davon lernen kann.
Ich verschlinge deine Infos mit Interesse und versuche diese später einzusetzen! Leichter gesagt als gemacht aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.Üben, üben, üben…
Deine Kurse kann ich nur weiter empfehlen.
Einen lieben Gruss an die ganzen Familie und bis bald
Die zwei Aussis Dina und Bruno (Opapa)