Fotografieren im Winter
Schnee, Frost und Eis sind ideal für spektakuläre Winterszenen. Wenn nur diese Kälte nicht wäre. Sie macht das Fotografieren im Winter zur Herausforderung. Es lohnt sich deshalb, sich gut darauf vorzubereiten und draussen beim Fotografieren folgende Tipps zu beachten.
Egal ob noch Schnee fällt und Nebelschwaden durchs Tal ziehen, oder ob die Sonne die Schneekristalle bereits zum Glitzern bringt. Frisch verschneite Winterlandschaften haben etwas Zauberhaftes, das gerne fotografisch festgehalten wird: Verschneite Hügel mit einzelnen Bäumen, weisse Wälder und Grate, gefrorene Seen und Wasserfälle oder auch eindrückliche Berge und faszinierende Gletscher.

Winterzauber im Hohgant-Gebiet, mit Eiger, Mönch und Jungfrau. 24 mm, f 8, 1/2000 Sek., ISO 200.
Warme Handschuhe
Damit das Fotografieren auch bei Kälte noch Spass macht, müssen wir uns bewusst auf die Kälte vorbereiten und uns warm anziehen. Ein besonderes Augenmerk gilt den Händen, mit denen wir die feinen Knöpfe und Räder der Kamera bedienen wollen. Die Kältetoleranz ist dabei sehr individuell. Ich selber reagiere sehr empfindlich auf Kälte an den Händen. Deshalb habe ich mir gute Winterhandschuhe gekauft: Dünne Windstopper-Handschuhe mit Gore-Tex, bei denen ich die Fingerspitzen jeweils kurz freilegen kann, erlauben mir die Kamera zu bedienen. Wenn ich gerade nicht fotografiere und es sehr kalt und windig wird, kann ich zusätzlich grosse Fausthandschuhe aus Gore-Tex überziehen. Handschuhe sollten unbedingt atmungsaktiv sein, da sie sonst wegen des Schwitzens innen nass werden und man dann erst recht friert. Weiter helfen natürlich Bewegung, gute Verpflegung und ein warmer Tee, um sich warm zu halten.

Im Nebel auf Schneeschuhen über den Schwarzenberg, Tösstal. 26 mm, f 6.3, 1/400 Sek., ISO 400.
Ausrüstung in der Kälte
Die meisten hochwertigen Kameras haben keine Probleme mit Kälte. Günstigere Modelle können bei Temperaturen unter etwa -15° Celsius beginnen, Probleme zu bereiten. Meist ist es entweder die Elektronik, die nicht mehr mitmacht und Signale nicht verarbeiten kann, oder das Objektiv verzieht sich und ist aufgrund der Kälte nicht mehr einsatzfähig. Profi-Ausrüstung mit hochwertigen Objektiven ist bis etwa -25° bis -30° Celsius zuverlässig. Bei tieferen Temperaturen kann aber auch hier schonmal ein Sensor nicht mehr funktionieren oder ein Objektiv nicht mehr fokussieren.

Skitour in eisiger Kälter zum Piz Uffiern. 85 mm, f 11, 1/400 Sek., ISO 100.
Die eigentliche Schwachstelle unserer Kameras ist aber der Akku. Dessen Kapazität lässt bei tiefen Temperaturen stark nach. Deswegen müssen Sie Ersatz-Akkus am Körper beispielsweise in der Jacken- oder Hosentasche warmhalten. Nehmen Sie also mehrere Akkus mit, die sie bei Bedarf auswechseln können. Die ausgewechselten kalten Akkus erholen sich zwar wieder, wenn sie warm werden. Trotzdem nehme ich im Winter immer mehr Akkus mit als bei normalen Temperaturen.

Windverwehungen geben oft einen schönen Vordergrund her. Auf dem Weg zum Piz Buin. 18 mm, f 16, 1/800 Sek., ISO 200.
Achtung Kondenswasser
Man mag versucht sein, die Kamera nach dem Fotografieren unter der Jacke am Körper aufzuwärmen. Tun Sie das nicht! An der kalten Kamera wird sich in Kürze Kondenswasser bilden, das Sie in der Kälte kaum mehr wegbringen. Hauchen Sie aus dem gleichen Grund auch nie die Kamera oder das Objektivglas an. Nur schon der eigene Atem stellt ein Kondensations- und Vereisungsrisiko dar. Deshalb atme ich jeweils erst aus, nachdem ich den Kopf von der Kamera abwenden konnte. Je nach Witterung kann auch das Wechseln des Objektivs gefährlich sein, da Feuchtigkeit im Innern der Kamera auf dem Sensor oder auf der Rücklinse kondensieren kann.

Spiel mit Licht und Schatten. Skitour auf den Piz Terri, Greina. 300 mm, f 14, 1/200 Sek., ISO 100.
Damit Kamera und Objektive ständig einsatzfähig bleiben, sollten sie kalt gehalten werden. Ich trage die Kamera zu diesem Zweck in einer Tasche, die ich am Hüftgurt des Rucksacks rechts befestige. Auf der linken Seite trage ich das Weitwinkelobjektiv in einem separaten Köcher. Das hat auch den Vorteil, dass man die Kamera schnell zur Hand hat und nicht erst zeitaufwändig den Rucksack abziehen muss. Dies ist entscheidend, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist. Bei Schneetreiben schützen Sie das Objektiv am besten mit Sonnenblende und Filter. Decken Sie allenfalls die Kamera mit einer Plastikhaube ab und halten ein Baumwolltuch zum Trockenreiben bereit.

Die Kamera ist in der Aussentasche gut aufgehoben, selbst bei der Abfahrt. 230 mm, f 11, 1/1250 Sek., ISO 500.
Motive im Winter
Was gibt es Schöneres, als im Winter durch die graue Hochnebeldecke in die klare Bergwelt emporzusteigen. Schon der Übergang von Nebel zu Sonne hält oft faszinierende Lichtspiele bereit, wenn beispielsweise die Sonne hinter Bäumen hervorlugt und dabei lange Strahlen in den dünnen Dunst wirft. Bald sind die umliegenden Berge sichtbar. Da im Winter die Sonne tief steht, treten bei Seitenlicht die Strukturen der Berge sehr gut hervor. Neben Übersichtsbildern sollten Sie immer auch an Aufnahmen mit der Tele-Brennweite denken. Lassen Sie Details fürs Ganze sprechen. Vielleicht zeigt sich ein fotogenes Lichtspiel in den Gipfeln oder eine weisse Windfahne? Unterwegs oder auf dem Gipfel finden sich oft Schneeverwehungen mit ausgeprägten Strukturen, die sich als Vordergrund für eine Landschaftsaufnahme anbieten. Vielleicht lohnt sich gar ein Panorama?

Oberhalb des Hochnebels scheint die Sonne, Silberen, Klöntal. 28 mm, f 8, 1/640 Sek., ISO 100.
Sicher werden Sie auch Ihre Begleiterinnen und Begleiter fotografieren wollen, beim Aufstieg, auf dem Gipfel oder bei der Abfahrt durch den Tiefschnee. Wenn Sie Glück haben, tragen Ihre Fotomodelle bunte Kleider, die sich etwas von der Schneelandschaft abheben. Berg- oder Skitourengänger vor imposanter Bergkulisse bieten einen willkommenen Blickfang. Neben einer Gletscherspalte oder vor einer Felswand können sie wegen des Grössenvergleichs die Bildwirkung noch steigern.

Menschen als Grössenvergleich machen die Landschaft imposanter. Traversierung zur Schlossstocklücke, Uri. 90 mm, f 8, 1/2500 Sek., ISO 200.
Am Abend in der Hütte
Angekommen in der Berghütte kann die Kondensation an der kalten Ausrüstung wieder problematisch werden. Wenn Sie die Kamera in die Wärme nehmen oder sogar drinnen fotografieren wollen, sollten Sie die Ausrüstung daher in einen luftdichten Sack packen, aus dem Sie die Luft herausgepresst haben. Erst nach ein bis zwei Stunden, wenn sich die Geräte genügend aufgewärmt haben, können sie diese bedenkenlos auspacken. Bei Hüttenübernachtungen ziehe ich es allerdings vor, die Kamera im kalten Bereich der Hütte in der Kameratasche zu lagern, damit sie jederzeit einsatzbereit ist. Häufig zeigt sich am Abend noch ein letztes Glühen auf den Berggipfeln. Haben Sie ein kleines Stativ, bietet sich auch ein Foto des klaren Nachthimmels an, der in den Bergen oft wenig von Fremdlicht gestört ist. Halten Sie Ihre Augen auch offen für weitere Stimmungen in der Morgendämmerung! Wenn Sie solche magischen Momente trotz Kälte festhalten können, werden Sie daran noch lange Freude haben.

Aiguilles Dorées von der Cabane du Trient am Abend. Uri. 61 mm, f 7.1, 1/400 Sek., ISO 400.
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