Für den kreativen Fotografen bietet die Welt des Kleinen einen ungeahnte Vielfalt an Motiven. Gerade im anstehenden Frühling lohnt es sich, den Blick zu schärfen für die kleinen Dinge am Wegrand, an denen wir sonst vorbeigehen.
Aus der Nähe betrachtet sehen Dinge oft anders aus, auch in der Fotografie. Vermeintlich Bekanntes erscheint durch die Nähe in völlig anderem Licht. Makrofotografen rücken ihren Motiven besonders dicht auf den Leib, zeigen Formen, Farben und Strukturen, die dem oberflächlichen Betrachter verborgen bleiben. Makrofotografie bedeutet daher auch, ständig Neues zu entdecken. Gerade das macht den Reiz dieses fotografischen Spezialbereichs aus. Die Entdeckungsreise in die Welt des Kleinen kann im Garten, Wald oder botanischen Garten beginnen, also direkt vor der Haustüre oder im Garten des Hotels!
Hilfsmittel
Wer wirklich nahe ran gehen will, braucht eine Systemkamera (Spiegelreflex oder Spiegellose) mit Wechselobjektiven. Die meisten Objektive haben aber eine Nahgrenze, über die hinaus wir nicht ans Motiv heran gehen können. Je grösser der Auszug des Objektivs im Vergleich zu seiner Brennweite ist, desto näher kann es ans Motiv ran, was auch einen grösseren Abbildungsmassstab ermöglicht. Der Massstab 1:1, also Aufnahme in natürlicher Grösse, wird erreicht, wenn der Gesamtauszug der doppelten Brennweite entspricht. In der Praxis stehen für Nahaufnahmen folgende Hilfsmittel zur Verfügung:
- Zwischenringe, die zwischen Objektiv und Body gefügt werden. Eine sinnvolle Lösung, um die Naheinstellgrenze eines Objektivs zu verringern. Leicht und ideal auch für unterwegs.
Konverter sind Zwischenringe mit optischen Elementen. Eignen sich eher für Tele-Objektive. Sie verlängern die Brennweite und damit den Abbildungsmassstab. - Vorsatzlinsen eignen sich nur als Behelf, führen aber zu erheblichen Einbussen in der Bildqualität.
- Makroobjektive decken den ganzen Massstabsbereich zwischen unendlich und dem Massstab 1:1 ab. Sie erzeugen die schärfsten Bilder und sind handlich. Wer wirklich gerne Makro fotografiert, kommt daran nicht vorbei.
Herausforderungen
Egal, ob wir mit einem Makroobjektiv, hochwertigen Nahlinsen, Zwischenringen oder einem Balgengerät arbeiten. Einige allgemeine Probleme der Fotografie werden grösser, je kleiner die Objekte werden. Je grösser der Abbildungsmassstab, umso …
… kleiner wird die Schärfentiefe.
… empfindlicher wird die Bildschärfe durch Bewegungen der Kamera oder des Objektes gestört.
… mehr Licht geht verloren durch den langen Auszug.
Wichtigste Tipps
Weiches Licht bei bewölktem Himmel eignet sich oft besser, um die Feinheiten des Kleinen zu zeigen. Wenn also die Sonne mal nicht scheint und manche Landschaft trostlos aussieht, so lohnt sich die Motivsuche im Kleinen!
Vor der Aufnahme muss man sich genau überlegen, welche Bildpartien in jedem Fall scharf abgebildet werden sollen. Entsprechend der gewünschten Schärfenebene muss dann die Kamera bzw. die Sensorebene parallel dazu ausgerichtet werden.
Ein Stativ wirkt im Nahbereich Wunder! Denn das Festlegen der Schärfe ist buchstäblich Millimeterarbeit, die zusätzlich durch das erwähnte Verwacklungsproblem im Nahbereich erschwert wird. Ein Stativ empfiehlt sich nicht nur bei unbewegten Objekten wie Pflanzen oder Steinen, sondern auch bei Kleintieren und Insekten. Nur so kann die Schärfe präzise festgelegt und das Bild in Ruhe komponiert werden.
Solange es irgendwie geht, sollte man versuchen, die Sujets mit natürlicher Beleuchtung zu fotografieren. So bleibt die Stimmung erhalten und das Bildergebnis lässt sich viel besser abschätzen als beim Einsatz von Blitzgeräten. Zur Kontrolle der Schärfentiefe kann man die Abblendtaste verwenden. Dabei muss auf den Hintergrund geachtet werden. Eine offene Blende lässt ihn als unscharfe Fläche erscheinen, auf dem das Hauptmotiv freigestellt erscheint. Durch Abblenden andererseits kann die Struktur des Hintergrunds deutlich werden und so im Bild zusätzliche Informationen über das Umfeld liefern.
Bei grösseren Abbildungsmassstäben sind Blitzgeräte fast unumgänglich. Wegen der geringen Distanz von Motiv zu Objektiv eignet sich der kamerainterne oder aufgesetzte Blitz aber leider nicht dazu. Er würde einfach darüber hinweg blitzen. Deswegen muss man einen Blitz entfesselt einsetzen oder ein Makroblitzgerät verwenden. Aber aufgepasst: Blitzlicht ist verhältnismässig hart, erzeugt entsprechend dunkle Schatten und fällt nach hinten rasch ab, was oft zu völlig schwarzem Hintergrund führt. Deswegen hat sich bei mir der Einsatz von mindestens zwei Blitzen bewährt: Einen als Hauptblitz von oben (Simulation des Sonnenlichts) und einen von der Seite (etwas schwächer, bzw. weiter entfernt, um die Schatten aufzuhellen). Entweder hat man einen Assistenten dabei, der einem die Blitze hält, oder man baut sich eine Vorrichtung mit Schwanenhälsen und kleinen Kugelköpfen, wie ich das früher machte. Heute benutze ich eine spezielles Makroblitzset, bei dem ich zwei kleine Blitze an einem Ring am Objektiv befestigen kann. Die Blitze werden drahtlos über die Master-Slave-Funktion der Kamera gesteuert und können in ihrer Stärke beliebig geregelt werden.
Weitere Hilfsmittel können dank des kleinen Massstabes ganz einfach selber hergestellt werden. Als Reflektor reicht ein weisses Blatt Papier oder ein Karton, der mit Alu-Folie ausgekleidet ist. Dieser eignet sich um starke Schatten der Sonne oder eines Blitzlichts aufzuhellen. Auch mittels eines einfachen Diffusors – z.B. ein Pergamentpapier in einem Kartonrahmen – kann hartes Sonnenlicht weicher gemacht werden.
Wer diese Tipps beherzigt oder sie zum Anlass nimmt, sich in dieser faszinierenden Thematik zu vertiefen, der wir mit etwas Geduld und Experimentierfreude bald tolle Fotos schiessen und sich an der Welt des Kleinen freuen.
Allenfalls könnte auch ein Makrokurs sinnvoll für Sie sein. Lassen Sie sich die wichtigsten Tricks und Kniffs zeigen und festigen Sie diese in den vielen begleiteten Übungen im wunderschönen botanischen Garten Zürich. So vermeiden Sie unnötige Anfängerfehler und können so richtig loslegen. Der nächste Kurs Makrofotografie findet sicher demnächst wieder statt!
Dear Dominique,
I have attended the workshop Makrofotografie last year. I am very thankful for organizing the course. The knowledge I have got, all the tips and tricks I have learned are very valuable, I remember them and can use it in practice. This was the best workshop, I have ever attended. THANK YOU EVER SO MUCH!
Best regards,
Tanja
Liebe Tanja, vielen Dank! Es freut mich, dass du von dem Kurs viel profitieren konntest! Weiterhin viel Spass mit der Fotografie, im Kleinen, wie im Grossen!
Dominique
[…] und Makrofotografie ist voller Tücken. Lesen Sie erst die wichtigsten Tipps in meinen Blogbeitrag Faszination des Kleinen. Falls Sie mehr wissen wollen und gleich praktisch unter fachlicher Anleitung loslegen möchten, […]