Blitzgeräte werden im Allgemeinen viel zu wenig eingesetzt. Und wenn sie eingesetzt werden, dann meist falsch. Das Resultat sind harte Schlagschatten und zerstörte Stimmungen. Aber das muss nicht sein. Richtig eingesetzt können Blitzgeräte Ihre fotografischen Möglichkeiten wesentlich erweitern! Ich verwende Blitzgeräte seit vielen Jahren als Hilfsmittel im fotografischen Alltag. Ironischerweise meistens bei Tag – nämlich um Kontrastsituationen zu bewältigen. Hin und wieder versuche ich mit Blitzen auch eine subtile Stimmung zu erzeugen oder den Bildern eine kreative Note zu geben. Im Folgenden erläutere ich ein paar Bildbeispiele. Vielleicht motiviert Sie das ja, mal einen Blitzkurs bei mir zu besuchen … am 18. Oktober 2015 findet der nächste statt! Oder schauen Sie sich die Links an und lernen mehr über die Blitzfotografie!
Das Bild vom tanzenden Paar habe ich an einer Hochzeit aufgenommen (Vollformat, 24 mm, ISO 200, Blende 11, 1.0 Sekunde). Mir waren normale Blitzfotos zu statisch und ich wollte mehr Dynamik ins Bild hinein bringen. Deswegen stellte ich manuellen Modus eine lange Verschlusszeit ein und bewegte die Kamera während der Belichtung. Dies führte dazu, dass die Lichter im Hintergrund verwischten. Alle dunkleren Teile des Bildes werden durch die beiden Blitze während einer sehr kurzen Zeit erhellt und erscheinen deshalb scharf. Einer der Blitze ist auf der Kamera, den zweiten habe ich auf einem Stativ hinter der tanzenden Frau positioniert. Das Blitzlicht von hinten bewirkt einen Lichtsaum, welcher die beiden Personen schön vom Hintergrund abhebt. Zusätzlich schaffe ich dadurch eine ansprechende Stimmung.
Silvesterparty (Vollformat, 27 mm, ISO 200, Blende 5.6, 0.5 Sekunde). Auch dieses Bild fotografierte ich im manuellen Modus und belichtete etwa um einen Lichtwert knapper als von der Kamera vorgeschlagen. Die Belichtungszeit von einer halben Sekunde reichte, damit die Lichtreflexe auf den Gläsern geschwungene Linien ins Bild zeichnen und somit den dynamischen Akt des Anstossens unterstreichen. Um die Gesichter scharf abzubilden setzte ich einen Blitz auf der Kamera ein, den ich um rund einen Lichtwert herunter regelte.
Ballon-Mädchen (Vollformat, 70 mm, ISO 200, Blende 7.1, 1/200 Sekunde). Wie schon erwähnt, setze ich den Blitz meistens bei Tag ein, um Kontraste zu mildern, welche in diesem Beispiel durch starkes Gegenlicht verursacht werden. Der aufgesetzte Blitz hellt das Gesicht auf und zaubert gleichzeitig ein Glanzlicht auf die Augen, was die Lebendigkeit des Bildes verstärkt. Wie immer in der Fotografie verdient der Hintergrund besondere Beachtung: Damit die von der Sonne von hinten angeschienenen Haare und die Ballone auch wirklich im Bild leuchten, habe ich bewusst einen dunklen, neutralen Hintergrund gewählt.
Muschel-Horn-Bläser in Zanskar, Indien (Vollformat, 30 mm, ISO 200, Blende 18, 1/200 Sekunde). Auch hier herrschte eine Gegenlicht-Situation. Der Vordergrund gewinnt durch den eingesetzten Aufhell-Blitz an Farbe und Prägnanz, was entscheidend zur gewollten Bildwirkung beiträgt.
Pfeilgift-Frosch, Amazonas (Vollformat, 105 mm, ISO 400, Blende 22, 1/30 Sekunde). Auch im Makrobereich leisten mir Blitzgeräte wertvolle Dienste. Diesen Daumennagel-grossen Frosch fotografierte ich in der Dämmerung. Die Sonne war schon fast untergegangen und machte den Einsatz von zwei Makro-Blitzgeräten notwendig. Dabei richtete ich den einen Blitz von oben auf den Frosch – als Simulation für das Sonnenlicht, welches auch den Hintergrund erhellt. Den zweiten Blitz korrigierte ich um zwei Lichtwerte runter und setzte ihn von vorne links ein, um die Unterseite des Frosches zu erhellen. Durch diesen Blitzeinsatz erreichte neben einer knackscharfen und farbechten Abbildung auch eine natürliche, räumliche Beleuchtung.
Diese Beispiele mögen illustrieren, dass Blitzgeräte vielfältig eingesetzt werden können. Oftmals sind sie für ein perfektes Bildresultat unentbehrlich, auch wenn man deren Wirkung im Bild oft erst auf den zweiten Blick mit etwas Übung erkennt. Deshalb nehme ich mindestens einen Aufsteckblitz auch auf meine Reisen mit. Zusammen mit dem eingebauten-Kamerablitz und der eingebauten Infrarot-Fernsteuermöglichkeit des externen Blitzes ergeben sich auch schon mit dieser minimalen Ausrüstung vielfältige Möglichkeiten.
- Wer die Kunst des Blitzens im Detail und mit viel praktischer Anwendung lernen möchte, dem empfehle ich meinen eintägigen Blitzkurs. Im nächsten Kurs vom Sonntag, 18. Oktober 2015 ist noch Platz! Überzeugt vom erweiterten fotografischen Spielraum, der Ihnen die Blitztechnik bietet, werden Sie Ihr Blitzgerät wohl nach Kurs vermehrt dabei haben wollen.
- Noch nicht überzeugt? Dann schauen Sie mal die Website und den Blog von Joe McNally an. Er ist einer der 30 einflussreichsten Fotografen der Welt und vielleicht der vielseitigste Fotojournalist überhaupt. Joe ist bekannt dafür, in aller Welt logistisch und technisch anspruchsvolle Aufträge zu meistern. Als Experte im Umgang mit Farbe und Licht arbeitet er mit mobilen Aufsteck-Blitzgeräten und viel Kreativität. Die Bilder auf seiner Website sprechen für sich. Wer mehr über ihn und seine täglichen Arbeiten inklusive handfester Tipps erfahren will, dem empfehle ich auch das Abonnieren seines interessanten und kurzweiligen Blogs.
- Und ausserdem: Bowens, Hersteller von Studioblitzanlagen und Zubehör, unterhält eine Webseite mit guten, kostenlosen (englischsprachigen) Tutorials zur Studiofotografie. Sie bieten viele tolle Ideen und gutes Anschauungsmaterial. Über die gelegentliche Eigenwerbung kann man gut hinwegsehen und die gezeigten Techniken lassen sich natürlich auch auf andere Systeme übertragen.