Haben Sie viel fotografiert in den Ferien? Hoffentlich! Oder höre ich da ein Seufzen? Sie sind in guter Gesellschaft. Die meisten von uns fotografieren viel und gerne, aber verwalten die Bilder höchst ineffizient in Ordnern auf der Festplatte. Die spätere Suche nach einem Motiv und seine Aufbereitung für weitere Verwendungen ist so sehr zeitaufwändig und mühsam, oder viele lassen es gleich sein. Aus diesem Grunde plädiere ich schon in meinen Grundlagenkursen für eine durchdachte Bildverwaltung, welche heute in der ernsthaften Fotografie einfach dazu gehört. Nur so können wir das Beste aus unseren Bildern holen und uns dabei den Spass an der Fotografie erhalten.
Ein durchdachter Foto-Workflow erleichtert die Arbeit von der Aufnahme bis zur Archivierung und Präsentation. Dieser Workflow ist unterschiedlich von Fotograf zu Fotograf. Er hängt unter anderem davon ab, wie wir arbeiten, was unsere Ziele und Ambitionen sind, welche Art Fotos wir machen und bearbeiten und was wir schliesslich mit den Bildern tun möchten. Folgende Schritte finden sich aber immer in einem Foto-Workflow:
- Speichern auf dem Computer, Backup
- Inspizieren, sortieren, bewerten und löschen
- Attributieren (Metadaten wie z.B. Stichworte hinzufügen)
- Optimieren (Bilder bearbeiten, insbesondere Rohdaten)
- Präsentieren (Drucken, Versand ans Labor, Diashow etc.)
Unterdessen gibt es ausgereifte Programme, die sämtliche Schritte eines Foto-Workflows abdecken können. Ich mache seit Jahren gute Erfahrungen mit Adobe Lightroom. Deshalb möchte ich dieses Programm im Folgenden näher anschauen.
Bildverwaltung und –optimierung mit Photoshop Lightroom
Adobe Photoshop Lightroom ist eine Universal-Software für Fotografen, die sich wegen ihrer Vielseitigkeit und Praxisnähe inzwischen erfolgreich etablieren konnte, sowohl auf Windows wie auch auf Mac OSX Betriebssystemen. Das Programm ist Bildverwaltungs-, Bildbearbeitungs-Software und RAW-Konverter in einem und beschleunigt vor allem den Arbeitsablauf von Vielfotografierern. Photoshop und andere spezielle Bildbearbeitungs-programme werden dadurch nicht vollständig ersetzt, aber man wird nur noch in Spezialfällen auf sie zurückgreifen müssen, beispielsweise bei Montagen über Ebenen und beim Freistellen. Aber die allermeisten Aufgaben des fotografischen Alltags meistert Lightroom auf sehr effiziente Weise. Lightroom arbeitet mit sogenannten Katalogen, also einer Art Datenbank, welche die Speicherorte von Dateien sowie zugehörige Informationen erfasst. Dies sind beispielsweise Vorschauinformationen, Verweise auf die Speicherorte der Fotos auf dem Computer, Metadaten, die die Fotos beschreiben, sowie die im Entwicklungsmodul angewendeten Bearbeitungsanweisungen. Wenn Sie Fotos bewerten, Metadaten und Stichworte hinzufügen, Fotos in Sammlungen anordnen, sie bearbeiten oder aus dem Katalog entfernen (selbst wenn die Originalfotodateien offline sind), werden die Einstellungen im Katalog gespeichert. Die Originaldatei bleibt dabei stets unangetastet, d.h. Lightroom arbeitet nicht-destruktiv. Erst beim Export in eine andere Datei werden die Bearbeitungsschritte und Metadaten ins Bild eingerechnet.
Vorteile eines Kataloges
Die Unterschiede zwischen den Programmen werden erst deutlich, wenn Sie mit einer grossen Anzahl von Bildern arbeiten. Weil ein Katalog die Informationen in einer einzelnen Datei aufbewahrt, bietet er einige Vorteile:
- Er erlaubt das Anlegen von virtuellen Sammlungen: Das sind wie Ordner, in denen Sie Bilder gruppieren. Die Bilddateien sind aber dort nicht selbst vorhanden, sondern nur Verweise auf die Bilddateien (ähnlich wie z.B. bei itunes). So muss man die Bilder nicht mehrfach kopieren.
- Er weiss, wo die Bilddateien sein sollen: So kann es Ihnen helfen, festzustellen, ob Dateien versehentlich gelöscht, umbenannt oder umgespeichert wurden. Lightroom kann Ihnen melden, dass ein Bild fehlt und aus dem Backup geholt werden muss, während ein Browser die Datei einfach weglässt.
- Er erlaubt ein schnelles Backup wichtiger Sortierarbeit: Denn alle Informationen sind an einem Platz gespeichert. Wenn Sie mit einem Browser sortieren, müssen Sie einen Suchbegriff – ein Stichwort – in die Originaldatei selbst schreiben. Und dann haben Sie eine Anzahl weit verstreuter Dateien, die Sie als Backup sichern müssen.
- Er erlaubt Ihnen, offline mit den Bildern zu arbeiten: Sie können Vorschaubilder daher unabhängig davon anzeigen, ob die Fotos tatsächlich auf Ihrer Festplatte vorhanden sind oder das entsprechende Speichermedium mit dem Katalog verbunden ist. Die Software muss jedoch auf die gespeicherten Fotos zugreifen können, damit die Fotos in Lightroom bearbeitet werden können.
- Er lässt sich einfach auf einen Computer verschieben: Sie können z.B. Bilder während der Reise auf Ihren Reise-Laptop laden und mittels Lightroom bereits sortieren und bearbeiten. Zuhause exportieren Sie die Bilder als Katalog und importieren ihn samt Bildern in Ihren Master-Katalog zuhause auf dem Desktop-Computer. Oder wenn Sie auswärts arbeiten möchten, exportieren Sie einfach eine Selektion von Bildern als Katalog (samt Bildern) von Ihrer Desktop-Maschine auf den Laptop. Unterwegs sortieren, bewerten, beschriften und bearbeiten Sie. Anschliessend exportieren und importieren Sie zuhause alleine die Katalogdatei mit sämtlichen Änderungen (ohne Bilder).
Das Lightroom-Prinzip
Das Prinzip von Lightroom basiert auf sieben Modulen: Bibliothek, Entwickeln, Karte, Buch, Diashow, Drucken und Web. Die ersten beiden Module sind die wichtigsten. Im Bibliothek-Modul können Bilder importiert, sortiert, bewertet, mit Stichwörtern versehen und exportiert werden. Im Entwickeln-Modul geht es um die Bildbearbeitung. Sowohl RAW- als auch JPEG-, TIF-, PSD- und DNG-Dateien können optimiert werden. Dabei ist diese Bearbeitung nicht destruktiv, das heisst, die Originaldateien bleiben stets unangetastet. Im Kartenmodul können die Standortdaten der Bilder von GPS-fähigen Kameras dargestellt oder entsprechende Daten manuell zu den Bildern zugefügt werden. Über die vier weiteren Arbeitsbereiche lassen sich Bilder schliesslich für verschiedene Ausgabemöglichkeiten aufbereiten: für ein Fotobuch, eine Diashow, zum Drucken oder für das Internet. Von einem Modul zum anderen wechseln kann man jederzeit durch einen Mausklick in der oberen Leiste, der Erkennungstafel. Ist diese gerade nicht sichtbar, genügt ein Klick auf das mittlere Dreieck am oberen Bildschirmrand. Ich habe mir zum schnellen Wechseln zwischen den Modulen Tastenkombinationen angewöhnt: Strg+Alt+1 für Bibliothek, Strg+Alt+2 für Entwickeln, etc. (Mac: cmd+alt+Zahl). Wer viel mit Lightroom arbeitet, wird mit der Zeit immer mehr Tastenkombinationen kennenlernen wollen, weil es damit einfach schneller geht. Im Menu Hilfe finden Sie pro Modul die hilfreichsten Tastenkombinationen zusammengestellt.
Einstieg in Lightroom
Photoshop Lightroom ist eine Software, welche schon nach kurzer Einarbeitungszeit intuitiv bedient werden kann. Ich möchte an dieser Stelle keine Programm-Anleitung schreiben, denn diese hat Adobe selbst schon geschrieben und kann gratis heruntergeladen werden. Ausserdem gibt es bereits zahlreiche Bücher und Lernvideos, die einen Einstieg begleiten können. Online-Foren ergänzen schliesslich das vielseitige Angebot für den Einsteiger bzw. auch für den erfahrenen Anwender. Im Folgenden möchte ich deshalb ein paar Links aufführen:
- Produkteseite Adobe Lightroom: Hier finden Sie sehr viele Informationen und Links zu Lightroom: Support Center, Lernvideos, Gratis-Podcasts, Anwenderforen und -tipps, Bücher, Zeitschriften, Seminare und vieles mehr! Es lohnt sich, da mal reinzuschauen!
- Anwender-Tipps von Adobe
- Anwender-Forum
- Text-Tutorials
- Video-Tutorials
- Fotoespresso: Guter Gratis-Newsletter, bringt ab und zu News zu Lightroom und Workflow-Fragen.
Mein Foto-Workflow
Ein durchdachter Foto-Workflow erleichtert uns die Arbeit von der Aufnahme bis zur Archivierung und Präsentation. Dieser Workflow ist sicher etwas unterschiedlich von Fotograf zu Fotograf. Er hängt unter anderem davon ab, wie wir arbeiten, was unsere Ziele und Ambitionen sind, welche Art Fotos wir machen und bearbeiten und was wir schliesslich mit den Bildern tun möchten. Im Folgenden möchte ich Ihnen gezielt meinen eigenen Workflow näher bringen, und zwar konkret anhand von Lightroom. Natürlich ist dies nur eine der vielen Möglichkeiten, Bilder zu verwalten und zu optimieren. Aber vielleicht erleichtert Ihnen dieses konkrete Beispiel das Finden eines eigenen Workflows, der auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
1. Dateien in Lightroom importieren
Das Runterladen der Bilder von der Speicherkarte mittels Kartenleser geht schneller, ist komfortabler und leert die Akkus der Kamera nicht so schnell. Im Modul Bibliothek auf „Importieren“ klicken und den Kartenleser anwählen. Im erscheinenden Importdialog können Sie verschiedene Einstellungen speichern, die Ihnen das Leben erleichtern wie zum Beispiel:
- Dateibenennung: Die Dateinamen der Bilder aus der Kamera sind nichts sagend und schlimmer noch – nicht eindeutig. Bildnamen sollten aber unbedingt eindeutig sein! Deswegen benenne ich sie gleich beim Import in den Katalog um. Mein Dateiname enthält mein Nachname, das Datum und die originale Dateinummer der Kamera: Wirz_Datum (JJ)Datum (MM)Datum (TT)_Dateinamensuffix. Diesen Dateinamen kann man als Vorlage abspeichern. So wird diese Umbenennung bei jedem weiteren Import angewendet. Hüten Sie sich davor, zu viele Informationen zum Bild im Dateinamen unterzubringen! Diese gehören in die Metadaten (siehe unten).
- Während des Importvorgangs anwenden: Hier habe ich eingestellt, dass Lightroom bei den importierten Bildern gleich die optischen Fehler des jeweiligen Objektives korrigiert. Zu fast jedem Objektiv auf dem Markt ist in Lightroom nämlich eine Profildatei hinterlegt, welche dessen Verzeichnung und Vignettierung beschreibt. Unter Metadaten habe ich meine Copyright-Informationen in einer weiteren Vorlage hinterlegt. Diese Vorlage ist standardmässig aktiviert. Alle anderen Informationen und Stichwörter gebe ich zu einem späteren Zeitpunkt ein, da sie ja nicht für alle Bilder gelten.
- Ziel: Hier wähle ich den Ordner, wo die Fotosession gespeichert werden soll, nämlich im Jahresordner „2016“ und Unterordner pro Monat „2016_05“ (Siehe Grafik unten). Dabei lasse ich Lightroom die Bilder automatisch nach Datum sortieren.
Ordner-Namen: Die Datums-Ordner benenne ich dann nach dem Import in Lightroom um oder teile sie weiter in Fotosessions auf. Machen Sie solche Ordner-Umbenennungen und Verschiebungsaktionen nach dem Import aber ausschliesslich in Lightroom. Sie wird dann automatisch im Dateisystem abgebildet! Ändern Sie hingegen etwas direkt im Dateisystem des Computers selber, dann weiss Lightroom nicht mehr, wo die Bilder sind. Ich empfehle Ihnen ausserdem eine streng chronologische Ordner-Hierarchie (siehe Screenshot unten). So weiss ich immer, was schon gesichert ist, da bereits gesicherte Dateien stets von den neuen Dateien getrennt sind. Ich rate auch aus einem anderen Grund davon ab, Ihre Datei-Ordner nicht nach Inhalten zu organisieren (z.B. Ferien/mit Kindern/Sardinien 2016)! Denn was passiert mit Bildern, die zu mehr als einem Merkmal gehören? Merkmale und Inhalte zu Bildern gehören in die Bildattribute (siehe Schritt 3).
Backup: Die Bilder werden während des Importes gleich auf die zwei Festplatten meines Netzwerkspeichers kopiert (mit RAID1 gespiegelt). Also auch wenn eine Festplatte einen Crash hat, sind die Bilder immer noch auf der anderen Festplatte vorhanden. Um auch den Fall von Diebstahl oder Hausbrand abzusichern, werden die Bilder zusätzlich während der Nacht auf den Netzwerkspeicher ausser Haus bei einem Freund dupliziert.
Formatieren der Speicherkarte: Erst jetzt lösche ich die Bilder auf der Speicherkarte – und zwar in der Kamera und nicht per Computer. Dazu formatiere ich die Karte durch die Kamera jedes Mal neu. Dies stellt die maximale Kompatibilität zum Dateisystem Kamera sicher und verhindert, dass die Speicherkarte fragmentiert und damit langsamer wird.
2. Bilder bewerten
Sind die Bilder im Rechner gesichert und umbenannt, kommt die spannende Phase der Bildinspektion. Erst in einer grossen Darstellung auf dem Bildschirm lässt sich erstmals qualifiziert beurteilen, ob und welche Bilder etwas geworden sind. Lightroom bietet hier eine Reihe von Möglichkeiten. Ich navigiere mit dem Filmstreifen, stelle das Bild gross dar und zoome mit Tastenkombinationen rein und wieder raus, um die Schärfe zu beurteilen. Meist mache ich das bereits im Entwickeln-Modus. Dies hat den Vorteil, dass ich bereits Ausschnitte oder grobe Bearbeitungsschritte vornehmen kann, welche mir unter Umständen beim Entscheid helfen, das Bild zu behalten oder zu löschen.
Bildbewertung: Ich gehe die Bilder der Reihe nach durch. Die Bewertung der Bilder finde ich wichtig. Damit nehme ich eine Qualitätsklassifizierung vor. Sie hilft später auch, schnell die besten Bilder abzurufen oder diese Werte in Kombination mit anderen Merkmalen zu verwenden, etwa die besten Porträts. Dabei haben sich bei mir folgende Bewertungen bewährt: 1-Sterne-Bilder sind Bilder, die ok sind und ich behalten möchte. Mit 2 Sternen markiere ich die besten Bilder der Serie, aber vielleicht höchstens jedes vierte bis jedes zehnte. Es soll eine flache Pyramide entstehen, d.h. je besser die Sterne-Bewertung, desto weniger Bilder gibt es davon. 3 Sterne bekommen die besten Bilder einer einzelnen Foto-Session, 4 Sterne erhalten die besten Bilder des Jahres, 5 Sterne die Top-Shots meines Lebens. Daneben stehen auch Farbflaggen zur Verfügung: Mit violett markiere ich beispielsweise Bilder von Reise- oder Tourengefährten, oder mit rot solche, die ich (allenfalls noch vor der Sterne-Bewertung) für einen E-mail-Versand aufbereiten möchte. Alle Bilder, die bei der Sternvergabe leer ausgegangen sind, kann ich rausfiltern und für immer von der Festplatte löschen. Das tut gut!
3. Bilder beschreiben mittels Metadaten
Zwar sind die zuvor beschriebenen Markierungen schon Bildattribute, sie reichen für eine Bildbeschreibung und eine spätere Suche alleine aber nicht aus. Hierfür sind sehr viel mehr Merkmale und Beschreibungen erforderlich. Man nennt diese auch Metadaten. Sie liefern Informationen über das Bild, sind also Daten über Daten. Einen Teil davon bettet bereits die Digitalkamera mit ein – im EXIF-Datenblock (z.B. Kameratyp, Blende, Zeit, Brennweite usw.). Andere Zusatzinformationen zum Bild muss der Anwender selbst hinzufügen – etwa die aus dem Bereich des IPTC-Datenblocks: Hier wurden beim Import bereits automatisch die Copyright-Infos und meine Webadresse hinzugefügt. Weitere Informationen zum Bild schreibe ich bei Bedarf in die Rubrik Inhalt/Bildbeschreibung. Die Angaben zum Aufnahmeort des Bildes beschreibe ich unter Bild/Ortsdetail, Stadt, Land etc.
Informationen, die Sie immer wieder einem Bild beifügen möchten, beispielsweise Namen von Personen oder die Kategorisierung in Landschaft, Blume etc. fügen Sie mit Vorteil als Stichwort bei. Dieses müssen Sie nur einmal definieren und steht Ihnen dann in einem hierarchischen Stichwort-Baum zur Verfügung. Dieses so festgelegte Vokabular stellt eine einheitliche Schreibweise sicher und reduziert die Vielfalt der möglichen Wörter für den gleichen Sachverhalt. Die Anlage als Stichwort-Baum ist sehr elegant: Wenn ich ein untergeordnetes Stichwort einem Bild zuweise (z.B. Rose), werden automatisch auch die übergeordneten Stichworte zugewiesen (z.B. Zierblume, Blume/Blüte, Pflanze). Ein solcher Stichwort-Baum ist sehr individuell. Dabei lohnt es sich zu überlegen, nach welchen Kriterien man Bilder später einmal wieder finden möchte. Gibt man wenig Stichwörter ein, bleibt eine spätere Suche grob. Gibt man viele Stichwörter ein, verlangsamt sich der Workflow und am Schluss kommt man nicht immer dazu, bei allen Bildern Stichwörtern zu verteilen. Definieren Sie deshalb nur soviel Stichwörter wie nötig.
Stichworte werden im Bibliothek-Modus verteilt. Dazu wähle ich den Übersichtsmodus (CMD+G, für „Grid“) und gehe grundsätzlich vom Groben ins Detail. Also z.B. markiere ich alle Fotos (CMD+A) und ziehe das Stichwort „Wanderung“ auf die Bilder oder schreibe Wan… gleich ins Stichwortfeld, welches automatisch ergänzt und mit der Enter-Taste bestätigt wird. Mit CMD+D (Deselect) deselektiere ich alle Bilder wieder. Nun markiere ich alle Fotos, wo deutlich ein Berg zu sehen ist (CMD bzw. CTRL-Taste drücken und mit der Maus anklicken, oder mit der gedrückter Shift-Taste das erste und letzte einer Reihe markieren). Dann ziehe ich das Stichwort „Berg“ drauf, usw. Schliesslich kommen die Personen dran. Auch dazu kann man beliebig feine Einteilungen machen. Personen, mit denen man z.B. immer wieder wandern geht, kann man als Stichwort unter Familie oder Freunden definieren. Solche Leute, die man sehr selten sieht, da reicht auch eine Notiz in den IPTC-Daten unter Bildbeschreibung. Ich überlege mir immer wieder, wie wahrscheinlich die spätere Suche nach einem Stichwort ist, bevor ich nochmals ein neues definiere und den Baum noch riesiger werden lasse.
4. Bilder optimieren
Bevor Sie mit dem Bearbeiten Ihrer Bilder beginnen, sollten Sie unbedingt Ihren Bildschirm kalibrieren, also die Farbechtheit und Helligkeit mittels eines externen Kalibriergerätes einstellen. Nur so können Sie sicherstellen, dass die optimierten Bilder auch im bestellten Fotobuch oder auf anderen kalibrierten Geräten perfekt aussehen.
Bei der Bildoptimierung (oder Bildbearbeitung) geht es in den meisten Fällen primär darum, ein optisch ansprechendes Bild zu gestalten und ein Bild, das möglichst dem entspricht, was der Fotograf bei der Aufnahme gesehen bzw. im Kopf hatte. Die Gestaltung durch die Bearbeitung ist also stark von der Absicht der Aufnahme abhängig. Und es kommt oft vor, dass man vom gleichen Bild mehrere, unterschiedliche Versionen erstellt (für verschiedene Zwecke). Dann ist es wünschenswert, wenn man Korrekturen rückgängig oder nachträglich nochmals verändern kann und wenn die wirkliche Korrektur erst ganz am Schluss in das Pixelbild eingerechnet wird. Denn jede Bildveränderung bringt gewisse Qualitätsverluste durch Rundungsfehler und andere Faktoren mit sich (insbesondere beim JPG-Format!). Deshalb setzt die neue Generation von Fotoeditoren (wie auch Photoshop Lightroom) auf das Konzept des nicht-destruktiven Editierens (siehe oben: Lightroom-Katalog). Dadurch darf man auch etwas mutiger sein. Bildoperationen, die, wenn man sie zu stark ausführt, ein Bild zerstören können (z.B. Kontrasterhöhung oder Schärfen), werden jetzt auf einmal unproblematisch. Ausserdem kann ich mehrere virtuelle Kopien des gleichen Bildes anlegen und diese unterschiedlich bearbeiten (Schwarzweiss, Hoch- und Querformat, grosser/kleiner Ausschnitt …). Mit Lightroom bearbeite ich 99% meiner Bilder schnell, elegant und nicht-destruktiv. Für Spezialfälle greife ich auf Photoshop zurück.
Bei mir hat sich folgende Bearbeitungs-Reihenfolge bewährt – wobei nicht alle Korrekturen bei allen Bildern notwendig sind. Dazu gehe ich in den Entwickeln-Modus und beginne rechts oben, sichte das Histogramm und lasse es während der ganzen Bearbeitung eingeschaltet. Es gibt mir einen guten Überblick über die Wirkung meiner Bearbeitungsschritte. Links und rechts vom Histogramm sind zwei hilfreiche Dreiecke: Klick auf das linke Dreieck markiert alle Flächen blau, die im Bild eigentlich schwarz sind. Das rechte Dreieck markiert alle zu hellen (ausgefressenen) Bildteile rot. V.a. letztere Bereiche gilt es in der Regel zu vermeiden. Unter dem Histogramm werden die wichtigsten Aufnahmedaten eingeblendet, ebenfalls sehr hilfreich.
Grundeinstellungen: Wenn man diese Bearbeitungschritte der Reihe nach durchgeht, so hat man schon 90% der Bilder bearbeitet. Die Reihenfolge ist dabei schon so ausgerichtet, wie man sie als Fotograf wünscht:
- Erstes grobes Beschneiden und Ausrichten, Bild säubern.
- Weissabgleich: Mache ich meist mit der Pipette.
- Tonwerte: Hier muss man etwas experimentieren und dabei stehts das Histogramm im Auge behalten! Ziel ist ein „Berg“, der weder links noch rechts angeschnitten ist. Meist stelle ich erst die Belichtungskorrektur etwas heller, hole dann mit dem Lichter-Regler die hellen Bereiche wieder etwas zurück, helle mit dem Tiefen-Regler die Schatten auf, erhöhe den Weiss-Regler bis die hellsten Bereiche anfangen „auszufressen“. Am Schluss gebe ich dem Bild mit dem Scharz-Regler etwas Pepp. Bilder im Rohformat haben dank ihrer viel grösseren Farbtiefe gegenüber Bildern im JPEG-Format einen erheblich grösseren Tonwert-Spielraum
- Präsenz: Mit dem Regler Klarheit lassen sich Konturen und Strukturen verstärken (beispielsweise bei Dunst). Dynamik sättigt nur die reinen Farben (ohne z.B. Hauttöne), während der Sättigungsregler alle Farben gleich sättigt. Diese Regler wende ich dosiert an, selten über +10.
Weitere Schritte: Manchmal möchte man wirklich das Optimum rausholen aus den Bildern. Folgende Schritte wende ich manchmal an:
- Lokale Helligkeits- und Kontrastkorrekturen mit dem Pinsel (unterhalb des Histogramms).
- Gezielte Sättigung einzelner Farben im Abschnitt HSL / Farbe / Graustufe: Dazu im Register HSL „Sättigung“ anwählen und den entsprechenden Farbregler verschieben. Oft verwende ich den Blauregler, um den Himmel etwas mehr zu sättigen. So kann man den Polfilter-Effekt nachahmen.
- Gezielte Beeinflussung der Luminanz: Gleicher Abschnitt, aber Register „Luminanz“. Für einen dunkleren blauen Himmel reduziere ich hier manchmal die Luminanz des Blaus.
- Schärfen unter Details mache ich selten, denn es ist nur sinnvoll, wenn man den vorgesehenen Verwendungszweck kennt. Dabei muss man vorsichtig sein, um ein Bild nicht zu überschärfen. Dazu sucht man eine Stelle aus, die später ordentlich scharf erscheinen soll. Dort muss man auf 1:1 reinzoomen, erst so kann man die Schärfe-Wirkung richtig bewerten. Gute Ausgangswerte sind: Radius 1 (Pixel) und Betrag von 50 beginnend langsam hochregeln und darauf achten, dass es keine Artefakte gibt. Nun den Details-Regler bei 0 beginnend hochziehen (bis max. 20 in der Praxis). Der Regler Maskierung erlaubt es, das Schärfen auf Kanten zu beschränken. Bei Verwendung einer starken Maskierung, lässt sich der Betrag und vorsichtig auch die Details noch etwas höher stellen.
- Unter Objektivkorrekturen hat sich die Aktivierung der Profilkorrekturen bewährt. Dabei werden unter anderem die Verzeichnung und Vignettierung des Objektives mit dem das Bild aufgenommen wurde korrigiert. Eine super Sache. Ich habe diese Korrekturen bereits beim Bildimport (siehe oben) aktiviert. Wenn das nicht ausreicht, oder man beispielsweise stürzende Linien perspektivisch korrigieren möchte, kann man bei den manuellen Einstellungen z.B. vertikal transformieren.
Bearbeitungsschritte übertragen: Und nun kommt ein wichtiger Punkt, der wesentlich zur Effizienzsteigerung in der Bildverwaltung und –optimierung beiträgt. Haben Sie nämlich mal ein Bild einer Serie optimiert, können Sie alle oder die gewünschten Bearbeitungsschritte mit ein paar Klicks auf beliebige andere Bilder übertragen. Verwenden Sie dazu den Befehl „Einstellungen kopieren bzw. einfügen“ im Menu „Einstellungen“ oder die dort angegebene Tastenkombination. Sie können dann die Bearbeitungsschritte auswählen, die übertragen werden sollen. Zum gleichen Ziel kommen Sie auch, wenn Sie die Bilder, die Sie miteinander abgleichen wollen, im Filmstreifen markieren (mit Shift und/oder Ctrl-Taste), und dann auf den Button „Synchronisieren“ rechts unten klicken.
5. Bilder auswählen, präsentieren und exportieren
Schliesslich kommen wir unserem Ziel näher. Wir wollen die Bilder herausgeben und nutzen, für ein Fotoalbum, für eine Druckerei, für eine Diashow oder das Internet. Lightroom bietet dazu verschiedene Möglichkeiten in den Modulen Diashow, Drucken und Web. Darauf möchte ich hier nicht speziell eingehen, da sie nicht Teil meines Workflows sind.
Virtuelle Sammlung: Zunächst müssen wir die Bilder für die vorgesehene Verwendung auswählen. Dazu empfehle ich das Anlegen einer virtuellen Sammlung im Bibliothek-Modul. Ob ich nun die Bilder einfach chronologisch durchkämme, oder mittels der eingebauten Suchfunktion nach Stichworten suche oder nach Bewertungskriterien filtere, es gibt unzählige Möglichkeiten, Bilder zu finden. Die gefundenen Bilder ziehe ich einfach in die neu erstellte Sammlung. Dabei werden nur Verweise kopiert, nicht aber die Dateien selber. Deshalb kann auch einfach ein Bild wieder aus der Sammlung gelöscht werden, ohne dass man Angst haben muss, dass das Bild im Original gelöscht wird. Die so gesammelten Bilder können nun in eine Reihenfolge sortiert werden (benutzerdefinierte Sortierung) um sie z.B. im Modul Diashow zu zeigen.
Bildexport: Oft will ich die Bilder aber einfach exportieren, um sie z.B. per Mail zu verschicken. Dazu wähle ich die zu exportierenden Bilder an und klicke im Bibliothek-Modul auf Exportieren. Im Export-Dialog können Format, Grösse und Dateiname bestimmt werden, und dazu auch noch Stichwörter mit exportiert werden oder z.B. die Schärfung durchgeführt werden.
Wichtig! Die Bilder exportiere ich in eine ganz neue Verzeichnisstruktur. Sie ist gleich aufgebaut wie diejenige, die unter Punkt 1 des Workflows beschrieben ist. Statt „Originalfotos“, heisst der oberste Ordner „Versionen“. Dann wieder ein Ordner pro Jahr. Aber statt den Unterordner nach Fotosessions zu beschriften, bekommt er einen Namen, der sich aus dem Exportdatum und dem Exportzweck zusammensetzt (z.B. 160425_Workshop_MailTeilnehmer). Die Dateien sind nun typischerweise JPG-Dateien. Die konsequente Trennung von Originalen und Versionen hat verschiedene Vorteile:
- Müssen Dateien migriert werden (z.B. vielleicht mal veraltete NEF-Dateien nach DNG), so ist es bei dieser Trennung einfacher, jeden Teil auf ein eigenes, neues Laufwerk zu kopieren, statt Originale und Versionen gemischt zu transferieren.
- Bei originären JPGs ist mit der Trennung klar, was Originale und was bearbeitete Versionen sind. So überschreibt man nicht versehentlich das Original.
- Sucht man Dateien, so ist zumeist von vornherein klar, ob man nach einem Original oder nach einem bearbeiteten Bild sucht. Damit wird die Suche bereits eingeschränkt und schneller.
Beamer-Präsentation: Für die Präsentation von digitalen Bildern am Computer oder mittels Beamer gibt es eine Reihe von Programmen, die etwas mehr Möglichkeiten bieten als das in Lightroom selber eingebaute Diashow-Modul.
Windows: Im Profi-Bereich anzusiedeln sind mobjects und Wings Platinum. Beide bieten auch abgespeckte Gratis-Demo-Versionen oder günstige Einsteigermodule. Auch gutes habe ich gehört von Aquasoft Diashow.
Mac: Das konkurrenzlos beste Programm für Mac ist Fotomagico. Es ist sehr bedienerfreundlich und man kann mit wenig Aufwand eine tolle Show zusammenstellen.
Sie werden sehen: Sobald Sie Ihre Bilder sinnvoll nutzen und vielleicht sogar anderen eine Freude machen können, werden Sie selber noch mehr Spass an der Fotografie haben. Und genau dafür braucht es eine effiziente Bildverwaltung. Viel Spass dabei!
Hallo Dominique,
ich glaube, du bist entweder der Einzige, oder einer aus einer ganz kleinen Gruppe von Fotografen, die ihren Lightroom-Workflow gratis hergeben und erst noch auf Varianten hinweisen. Normalerweise muss mann entweder ein Video oder ein Buch kaufen. Das spricht auch für deine Kurse, wobei ich natürlich nur von den besuchten Airport live-Teilnahmen sprechen kann. Du wirst mich aber im 2017 sicher mal in einem deiner Kurse sehen, entweder Blitz- oder Makro, je nachdem, wo es mich hinzieht. Allerdings mit einer Sony-Kamera und Zubehör ……
Bis bald
Gruss René Lindegger
Sali René! Danke. Dann bis bald wieder, gerne auch mit deiner Sony-Kamera 🙂
Dominique
Hallo Dominique
Wirklich super, dass Du dich dem Thema Fotoablage annimmst und Hobby- bis Anfängern etwas Einblick gibst wie man da professioneller ans Werk gehenm kann. Beim Lesen von deinem Workflow sind mir 2 Fragen im Kopf hängengeblieben die unbeantwortet blieben:
– Wie kann man die Fotoberge mit Dritten teilen die weniger Softwarekenntnisse mitbringen damit diese z.B. auch eine Suche/Zugriff machen können. Ohne dass diese
a) meinen eigenen Katalog aus versehen verändern/überschreiben
b) dennoch von der Vorarbeit der Sortierung, Benennung etc. z.B. via Suchfunktionen profitieren können?
Denke da an Frau oder Kinder die da mal schnell ein Bild vom Urlaub brauchen für ein Kärtli oder zum Versenden. Müssen die in den Originalordnern wühlen oder kann man den eigenen Katalog ohne Schreibrechte freigeben?
– Kann man z.B. gewisse Informationen bewusst auch in die Originaldatei „brennen“ ohne via Export alles zu bewegen ? Ich denke da an gewisse Metadaten die man bewusst den Originaldateien „auf immer“ anheften möchte und die dann beim Versand oder bei der Weiterverwendung von Dritten bereits mit dem Bild mitkommen. Damit diese z.B. dann nicht auch nochmals all die Metadaten-Zuordnungen „Berge, Hans, etc.“ machen müssen.
Liebe Grüsse
Peter Schwer
Hoi Peter
Um wirklich alle Funktionen nutzen zu können (Bildsuche nach verschiedenen Filterkriterien), muss man in Lightroom bleiben. Dritte haben so auch alle Möglichkeiten ohne Einschränkungen, im Positiven wie im Negativen. Eine Möglichkeit, die Nutzerrechte einzuschränken gibt es nicht.
Du kannst aber die Bilder in eine parallele Hierarchie exportieren in der gewünschten Auflösung. Die Stichworte und IPTC-Daten werden ins jpg-Bild integriert, sodass auch mit der Suchfunktion irgendeines Computers nach Bildern suchen kannst. Probiers doch mal aus, ob das eine Möglichkeit wäre.
Herzlichen Gruss, Dominique
Lieber Herr Wirz
ich bin von einem Freund auf Ihre Seite aufmerksam gemacht worden. Vielen Dank für Ihre Tipps, die sehr wertvoll sind.
Bei der Verwendung der vielen Fotos fehlt mir der Hinweis auf Fotobücher. Ich finde es schade, wenn die Tausenden von Eindrücken und Erinnerungen auf dem Rechner verschimmeln. Ich mache von jeder Ferienreise ein Fotobuch und zusätzlich ein Jahrbuch, in welchem andere wichtige Fotos festgehalten werden.
Freundliche Grüsse and keep shooting!
Hallo Herr Bolliger
Klar, ein Fotobuch ist eine tolle Sache. Ich mache Jahrbücher mit den tollsten Familienfotos und habe bei ifolor.ch gute Erfahrungen gemacht. Dabei lasse ich jeweils gleich zusätzlich ein e-Book herstellen, welches man auch digital ablegen und versenden kann. So können es die Kinder später auch auf ihrem Tablet anschauen. Aber am eindrücklichsten wirken Bilder meiner Meinung nach immer noch als Grossbildprojektion gut zusammengestellt mit Musik/Geräuschen, evtl. mit Videos kombiniert. Wieder andere lassen sie am liebsten auf Leinwände aufziehen oder zeigen sie in einem digitalen Bilderrahmen. Wichtig finde ich einfach, dass man die Bilder so organisiert, dass man eben auch etwas mit ihnen machen kann und so die Freude am Fotografieren erhält und sogar anderen eine Freude machen kann :-). All the best und allzeit gut Licht!